Welche Arten von Zahnproblemen gibt es?

Hier möchte ich Ihnen die häufigsten Zahnprobleme vorstellen, die bei unseren Pferden anzutreffen sind:

- scharfe Kanten

Auf dem linken Bild zeigen die Pfeile auf die scharfkantige Außenseite der Backenzähne im Oberkiefer, rechts ist eine Verletzung der Zunge zu sehen.
Entlang der Kauleiste der Backenzähne können äusserst scharfe Kanten entstehen (siehe Ursachen), im Unterkiefer nach innen zur Zunge hin, im Oberkiefer nach außen zur Wangenschleimhaut hin. Diese können die Zunge und die Schleimhaut verletzen.

- Haken

Auf dem linken Foto sind Haken auf den ersten Backenzähnen im Unterkiefer zu sehen, auf dem mittleren und rechten Bild erkennt man ausgeprägte Haken am ersten Backenzahn im Oberkiefer.
Haken können im Pferdemaul am ersten und/oder letzten Backenzahn entstehen. Dabei wird ein Teil des Zahnes von der Kaufläche her nicht abgenutzt und somit bleibt an dieser Stelle immer mehr Zahnsubstanz stehen, die mit der Zeit zu einem Haken "heranwächst".

- unregelmäßig abgenutzte und zu lange Schneidezähne

Auf den folgenden Bildern ist eine unregelmäßige (schiefe) Abnutzung der Schneidezähne zu erkennen:
Die Schneidezähne unserer Pferde nutzen sich nicht mehr in dem Maße ab wie die Zähne nachschieben, daher werden sie auf Dauer zu lang. Des Öfteren findet man auch eine ungleichmäßig abgenutzte Schneidezahnleiste: es gibt den diagonalen Einschliff, einen V-förmigen (wie ein Smile), den umgekehrt V-fömigen Einschliff und den stufigen Einschliff.

- Wolfszähne
Die Wolfszähne sind kleine, rudimente Backenzähne und sitzen in der Regel im Oberkiefer vor dem ersten Backenzahn (ein- oder beidseitig). Diese Zähnchen tauchen geschlechtsunabhängig und nicht bei jedem Pferd auf, bereiten aber häufig Probleme, wenn das Pferd mit einem Gebiß gearbeitet wird. Das Gebiß kann bei Zügelkontakt an den Wolfszahn schlagen, dies wiederum wird vom Pferd als äußerst unangenehm empfunden und daher dementsprechend quittiert ( z.B. Zügel aus der Hand reißen, sich hinter dem Zügel verkriechen, gegen den Zügel gehen, Unwilligkeit beim Auftrensen). Deshalb wird ein Wolfzahn in der Regel entfernt. Seltener sind "blinde" Wolfszähne zu finden, die nicht sichtbar unter der Schleimhaut an ähnlicher Stelle liegen. Diese sollten ebenfalls entfernt werden.

- fehlende Zähne / frakturierte Zähne

Auf dem linken Foto fehlt ein Schneidezahn im Unterkiefer, rechts im Bild erkennt man einen fehlenden und einen frakturierten Schneidezahn im Unterkiefer.
Es kann vorkommen, dass dem Pferd ein einzelner Zahn gezogen werden muss oder dass dem Pferd ein (Schneide-) Zahn ausgeschlagen wird. Das Pferd kommt in der Regel recht gut damit zurecht, solange die verbliebenen Zähne in Ordnung sind und sich keine abgebrochenen Zahnreste entzünden. Es muss allerdings darauf geachtet werden, dass der Antagonist (Gegenzahn) regelmäßig gekürzt wird, da er sonst schnell zu lang wird, weil er sich nicht mehr abnutzt und kein Gegendruck bekommt. Er würde in die Lücke wachsen ( siehe Bild links oben) , später sogar bis in den Kiefer und somit die Mahltätigkeit des Kiefers einschränken - einmal ganz abgesehen von den Schmerzen für das Pferd.
Zahnfrakturen (gebrochene Zähne) kommen gerade an den Schneidezähnen immer wieder vor, beispielweise durch einen Sturz oder durch Schläge von anderen Pferden. In diesem Fall findet man häufig ein kleineres abgesplittertes Fragment welches entfernt werden muss, der größere Teil des Zahnes sitzt noch fest im Zahnfach. Auf den obigen Bildern kann man verschiedene Frakturen an den Schneidezähnen erkennen, auf dem unteren Bild ist eine Backenzahnfraktur zu sehen.
- lose Zähne

Auf dem folgenden Foto ist gut zu erkennen, dass das Zahnfleisch im Oberkiefer über den Zangen (mittige Zähne) - die ebenfalls locker sind - schon arg enzündet ist.
Gerade bei älteren Pferden kommt es vor, dass sich ein (Backen-)Zahn soweit abgenutzt hat, dass der kleine Wurzelrest den Zahn nicht mehr halten kann und er sich mit der Zeit lockert. Manchmal fällt ein solcher Zahn von alleine aus, machmal aber auch nicht, dann sollte er gezogen werden. Denn: ein "Wackelzahn" behindert das Pferd nicht nur beim Fressen! Durch die Beweglichkeit des Zahnes im Zahnfach entsteht ein Zwischenraum in den sich Futterreste einarbeiten, die dort dann anfangen sich zu zersetzen (das Pferd stinkt aus dem Maul) und zu einer Zahnflleischentzündung führen können.

- Meißelzähne

Ein Meißelzahn ist ein einzelner (Backen-) Zahn, der durch seine enorme Länge deutlich aus der Zahnreihe herausragt. Meist entseht dieser durch einen fehlenden Antagonisten, so dass dieser Zahn ohne Gegendruck und Abnutzung an Länge immer mehr zunimmt.

Bei Pferden, bei denen sich über lange Zeit eine veränderte Abnutzung der Backenzähne eingeschliffen hat (Wellen-und Treppengebiß), finden sich einzelne Zähne, die sehr lang geworden sind und der Antagonist (Gegenzahn) dementsprechend weit abgenutzt wurde.
Auf den folgenden Bildern erkennt man den ersten Backenzahn - auf beiden Seiten im Unterkiefer - nur noch als abgenutzten Stummel vor dem zweiten Backenzahn, der eine normale Länge aufweist:
- Milchzahnkappen

Der Durchbruch der Zähne verläuft beim jungen Pferd recht problemlos, im Zahnwechsel treten jedoch häufiger Schwierigkeiten auf. Wenn der Milchzahnrest (Kappe) eines Zahnes nicht von alleine ausfällt, kann es aufgrund von Platzmangel zu einer Fehlstellung des nachschiebenden bleibenden Zahnes kommen. Daher empfiehlt sich eine regelmäßige Untersuchung der Zähne des jungen Pferdes im Zahnwechsel (2,5 Jahre bis 5 Jahre).
Auf den folgenden Bildern erkennt man links eine Aufnahme eines Pferdes mit komplettem (Schneide-)Milchzahngebiß, rechts eine Aufnahme, auf der alle bleibenden Schneidezähne durchgebrochen sind, allerdings mit persisierenden (noch nicht ausgefallenen) Milchzähnen. Bei normaler Frontansicht waren diese Milchzähne nicht zu sehen!
Auf dem folgenden Foto ist nicht nur eine Schneidezahnfraktur zu erkennen, auch der Rest eines Milchzahnes ist zwischen den Zähnen zu sehen: